Was macht man an einem freien Tag, an welchem zwei Hunde zu versorgen sind und diesen nicht langweilig wird? Man fährt mit ihnen in die Gutensteiner Alpen, jagt sie auf über 1.000m und wandert in großer Runde wieder zurück zum Ausgangspunkt. Am Abend wussten die beiden Hunde schon gar nicht mehr wo sie sich als Erstes hinlegen sollen. Abgesehen von der tierischen Hetz, hatte diese Herbstwanderung nicht nur fliegende Blätter, bizarre Wolkenformationen und ein zünftiges Essen auf der Kieneckhütte zu bieten, nein, auch einen (nachgemachten) Schriftzug einer bekannten, schon lang verstorbenen Person durften wir entdecken.

Solltest du Gefallen an den Gutensteiner Alpen finden, kann ich dir den Piestingtaler Rundwanderweg 231 empfehlen.

Tourdaten: Von Thal aufs Kieneck

Start- und Endpunkt: Thal im Nordwesten von Muggendorf, Busverbindung von Pernitz (mit der Eisenbahn von Wr. Neustadt aus erreichbar) ist vorhanden, wird aber selten befahren; wir fuhren zu dieser Tour mit dem Auto
Weglänge: ca. 11 km
Höhenmeter: 700 m im Aufstieg
Einkehrmöglichkeiten: Enzianhütte
Karten: BEV ÖK50 4206 oder BEV ÖK25V 4206-Ost, f&b WK 012 1:50.000, Kompass WK 210 1:50.000

Download file: Kieneckwanderung.gpx

Wandertour zur Enzianhütte

Mit dem vierrädrigen Geschoss fahren wir zu Viert in die Siedlung Thal. Diese befindet sich etwa 3km nordwestlich von Muggendorf bei Pernitz, man fährt dabei bei den bekannten Myrafällen vorbei. Beim ehemaligen Gasthof Leitner in Thal fahren wir noch vorbei und suchen uns bei der nächsten Kreuzung einen geeigneten Parkplatz. An besagter Kreuzung nehmen wir die nach rechts weggehende asphaltierte Straße mit einem kleinen Bach nebenan und bleiben auf dieser etwa 1km. Nach der zweiten Brücke kommen wir zu einem Parkplatz (hätten wir das vorher gewusst) und biegen hier links in den Wald hinein, von nun weg auf einer markierten Forststraße.

Herbstwanderung Kieneck - Forststraße Richtung Matrassteig

Anfangs noch etwas gemütlicher, tauchen wir tiefer in den Wald hinein und kommen immer weiter nach oben. An einer kleinen Hütte mit Wegkreuz pausieren wir für kurze Zeit, Wasserquellen gibt es hier keine mehr, die Hunde freuen sich über die mitgebrachte Kehlenbefeuchtung. Nur knappe 500m später erreichen wir die Abzweigung des gut markierten Matrassteiges, welcher bis knapp unterhalb der Enzianhütte führt.

Herbstwanderung Kieneck - am Matrassteig
Herbstwanderung Kieneck - Herbstlaub

Von nun an geht’s steiler nach oben, aber noch immer reines Gehgelände. Der Wind weht stärker, das am Boden liegene Laub wird aufgewirbelt. Wir stapfen durch die Laubhaufen wie durch Schnee, es knistert wie Schnee und schon langsam wurde es auch kalt, wie wenn gleich Schnee fallen würde. Einige Serpentinen später queren wir noch einmal den Hang und erreichen wieder flacher werdendes Gelände. Von hier sind es nur mehr 2-3 Minuten bis zur Enzianhütte am Kieneck.

Herbstwanderung Kieneck - Blick auf den Unterberg

Die Besteigung der Hütte

Bei der Hütte müssen wir aber ein nicht auszudenkendes Hindernis überwinden. Für Menschen kein Problem, für Hunde aber die Hölle auf Erden: Gitterstufen.

Herbstwanderung Kieneck - die Hundehölle an der Enzianhütte

Diese verflixten eisernen Gitterstufen. Ganze zehn Stufen stellen für die Hunde ein unüberwindbares Hindernis dar. Was bleibt einem da übrig, wenn man trotzdem zur Hütte rauf will? Richtig, man sieht sich nach einem Hintereingang um, nur ist mir diese Blitzidee erst nachher eingeschossen. Nein, man trägt beide Hunde die Stiegen rauf. Pirie mit ihren 12 Kilo stellt kein Problem dar, anders als die Schäferin Bonnie mit ihren 35 Kilo und panischen Ängsten. Dennoch bringen wir beide Hunde rauf auf die Terrasse und genießen die Aussicht von dieser. Es ist mittlerweile wieder angenehm warm, der Wind hat nachgelassen und wir setzen sich als einzige Menschen und Hunde auf die Terrasse. Mein Job ist nun klar: Ich hole für uns alle Topfenknödel. Die ersten Menschen verlassen wohlgenährt die Hütte und schmeißen mit Komplimenten für die braven Hunde nur um sich.

Herbstwanderung Kieneck - Blick zum Unterberg

Der Rückweg

Wir machen uns auch wieder auf den Weg, gehen das kurze Stück zum Matrassteig zurück, bleiben aber am gut markierten Weg in Richtung Unterberg, biegen aber bei der zweiten markierten Abzweigung nach links.

Herbstwanderung Kieneck - Blick retour zur Enzianhütte

Wir folgen dem blau markierten Enziansteig, welcher uns wieder zum Ausgangspunkt bringt.

Herbstwanderung Kieneck - Abstieg am Enziansteig

Ein schöner Waldweg mit guten Aussichtspunkten, teilweise kommen wir uns wie in einem mittelalterlichen Wald vor. Wenn nun ein Ritter auf seinem edlen Ross angeritten käme, wir wären nicht verwundert. Nach wenigen Minuten am Enziansteig erkenne ich unter einer blau-weißen Markierung die Inschrift „Kyselak“, und ich muss lächeln.

Herbstwanderung Kieneck - Kyselak-Inschrift

Mit dem Namen Kyselak habe ich mich in letzter Zeit öfter beschäftigt und wird auch in meinem neuen Buch vorkommen, welches gerade in Arbeit ist. Kyselak, vollständiger Name des gesuchten Herrn ist Joseph Kyselak, gilt als der erste Graffiti-Künstler Österreichs. Er lebte Anfang des 19. Jahrhunderts in Wien, durchquerte Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg und Oberösterreich mit dem Floss und zu Fuß, er überquerte im Jahr 1825 das Steinerne Meer, und verewigte seinen Nachnamen auf Wänden und Felsen in Österreich. Sogar das kaiserliche Pult markierte er, als ihm kurz davor noch von höchster Stelle verboten wurde, seinen Namen an Wänden, Gebäuden und Sonstigem zu hinterlassen. So wurde er im gesamten Kaiserreich bekannt und gewann dadurch eine Wette, so jedenfalls die Legende. Original Kyselak-Inschriften finden sich z.B. noch im Schwarzenbergpark, auf der Ruine Stixenstein oder auf einem Felsen in der Wachau. Seit ich mehr über Kyselak und seine Taten weiß, freut es mich jedesmal auf ein Neues wenn ich den Namen in der Natur lese.

Auch wenn diese Markierung am Enziansteig wohl kaum älter als 30 Jahre sein kann, der Baum war auf keinen Fall älter. Genug im 19. Jahrhundert verweilt. In Serpentinen geht es nun bergab, wir erblicken die Straße und wenig später landen wieder im Tal. Die Hunde hüpfen ins Auto und machen es sich sofort bequem, soviel zum Thema Gassi gehen.

Fazit

Eine tolle Tour auf eine schöne Hütte mit guter Aussicht und schönen Wegen. Wander- und Gassiherz, was willst du mehr (außer die Gitterstufen). Kann ich nur weiter empfehlen, vor allem die Herbststimmung und die idyllische Stimmung in den Wäldern der Gutensteiner Alpen hatten schon etwas Besonderes an sich.


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4 Kommentare

  1. hello!
    mir gefällt deine seite und deine wandertouren!
    würde gerne am so diese tour mit meinem hund machen,
    ist dies zu dieser jahreszeit auch möglich?

    danke!
    lg betty

    • Hallo Betty.
      Ich weiß leider nicht, wie gerade die Schneebedingungen am Kieneck sind. Da die Enzianhütte derzeit je nach Witterung am Wochenende entweder offen oder geschlossen ist (vielleicht direkt dort anrufen, mit Glück hebt wer ab: 0676 7829081), kannst du eventuell noch beim Unterberg-Schutzhaus direkt nachfragen, ob man aufs Kieneck raufgehen kann. 02632/74190

      Grundsätzlich kannst du die Tour auch bei dieser Jahreszeit gehen, nur ist der Matrassteig doch relativ steil und keine Ahnung, wieviel Schnee dort liegt. Sonst ist die Tour ziemlich unproblematisch und für Hunde auch ein Traum. :) Wie gesagt, nur der Matrassteig ist unsicher…
      Aber sonst könnt ihr einfach mal in Richtung Matrassteig wandern und wenn ihr seht, dass es dort einfach nicht wirklich gut zu gehen ist, könnt ihr die Forststraße weiterwandern und kommt auch direkt zu dem Weg, der von der Enzianhütte bis zum Enziansteig führt. Quasi eine kleine und leichtere Abkürzung.

      Ich hoffe, die Info hat dir schon weitergeholfen. :)

      Danke für dein Lob und deinen Besuch auf meiner Seite!
      Liebe Grüße, Martin

  2. Danke für die schöne Beschreibung.
    Bin im Vorjahr von der Nordseite gegangen, teilweise ohne Markierung, und möchte heuer mit Freunden Ihre Tour wählen.
    Eine Frage: wieso 700 Höhenmeter, ich bin nur auf 500 gekommen.

    Beste Grüße
    K.Zimmermann

    • Hallo Kurt, danke für dein Kommentar.
      Richtig, vom Startpunkt bei Thal bis auf das Kieneck sind es ca. 500 Höhenmeter. Da wir über den Enziansteig „abgestiegen“ sind, der am Anfang auch teilweise wieder bergauf führt, kommen in Summe 700 Höhenmeter zusammen.
      Dann wünsche ich eine schöne Wanderung.
      Herzliche Grüße,
      Martin

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