Wirklich jetzt? Verkehrsunfall zwischen Liesing und Mödling, die Südbahn ist gesperrt. Ich warte am Hauptbahnhof auf den Zug in den Süden und lausche gespannt den Ausführungen von Chris Lohner. Soll die gemeinsame Wandertour mit Jasmin, Bloggerin von wandernundmehr.at, schon wieder ins Wasser fallen? Es wäre nicht das erste Mal. Seit Monaten (!) versuchen wir einen gemeinsamen Termin für unsere Tour zu finden. Über unserer gemeinsamen Wandertour schwebt anscheinend eine schlecht gezeichnete Comic-Gewitterwolke und verdirbt uns jegliche Terminvereinbarkeit. Beinahe bin ich dazu getrieben, wie Faust meine Seele dem Teufel zu verkaufen, nur damit diese Wanderung endlich in Erfüllung geht. Kurz bevor ich mich zu diesem teuflischen Pakt hinreißen lasse, vermeldet die freundliche Stimme von oben die Freigabe der Strecke. In your face, Teufel!
Jasmin wartet auf mich am Zielbahnhof. Es konnte uns nichts besseres passieren als diese halbstündige Verspätung. Warum? Einfach weiterlesen in der Geschichte.

Inhalt
> Tourbeschreibung – aber nur bis zum Gipfel
> Aber wie geht’s vom Gipfel wieder runter?
> Kurzinfos
> Diashow der Tour

Nieselregen am frühen Morgen, Nebel seit den frühen Morgenstunden. Wir sind am Weg zum Ausgangspunkt unserer Wandertour auf den Kienberg, vom Wetterglück sind wir an diesem Herbsttag nicht gesegnet. Jedenfalls nicht so gesegnet wie bei meiner Frühjahrstour im Vorjahr auf den Kienberg. Den vierrädrigen Untersatz können wir getrost bei den Parkplätzen am Pferdehof Pony-Team Schloss Strelzhof bei Willendorf (Adresse für Zufahrt: Julius Mayer-Weg, 2732 Willendorf) abstellen. Uns begrüßen mehrere Hunde, zum Glück kein Pudel (Faust-Assoziation). Doch besonders der Hund von Strelzhofville, auch bekannt als Anja, hat sich in uns verschossen und bewacht zugleich das Auto. Nicht einmal Sir Arthur Conan Doyle könnte diese Nebelstimmung um das Schloss Strelzhof besser inszenieren.

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Grundsätzlich gilt auf den ersten Metern: Es geht bergauf. Wir spazieren an der Schutzhütte Pony-Team vorbei (Ruhetag: Montag & Dienstag, sonst ab 11 Uhr offen, am Wochenende ab 9 Uhr) und gehen an einem Parkplatz vorbei. Nach wenigen Metern erreichen wir einen Schotterumkehrplatz und müssen uns hier nun an der Wegkreuzung für einen Weg entscheiden. Wir wandern entgegen dem Uhrzeigersinn auf den Kienberg, biegen deshalb an der Wegkreuzung rechts ab und folgen dem gelben Laufwegweiser zur „Löffler Runde“.

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Ein breiter Karrenweg führt uns sanft ansteigend durch den lichten Mischwald. Dass wir mitten im Herbst, ja teilweise schon im Winter stecken, lässt uns die Natur auf ihre eigene Art und Weise wissen. Der breite Weg flacht ab und wir treten bei einem Hochstand aus dem Wald heraus. Vor uns breitet sich eine – wahrscheinlich – aussichtsreiche Wiese aus, der Nebel lässt uns im Unklaren. Der Schotterweg führt nun leicht bergab.

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Die schwarzen Silhouetten der Bäume im Nebel wirken wie erstarrte Skelette und erinnern mich an den schlaksigen Mortimer, einer Romanfigur von Terry Pratchett. Mortimer war Sohn eines Weinbauern im Roman „Gevatter Tod“ und langsam erhärtet sich der Verdacht, dass Mort hier wirklich sein Unwesen treibt. Wir wandern nämlich an einem Weingarten vorbei. Dahinter steht still und starr eine kleine Holzhütte. Hier wohnt Mort also, wenn er nicht im Nebel Baum spielt.

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Nur wenige Meter später spüren wir wieder Asphalt unter unseren Füßen. Der Hochbergweg führt an einem Haus vorbei und kreuzt den Kienbergweg, an deren Kreuzung wir links in Richtung „Kienberg“ rot markiert abbiegen. Die rote Markierung wird uns nun bis auf den Gipfel am Kienberg begleiten.
Nach den letzten Gebäuden der Ansiedlung wechseln wir von Asphalt auf Schotter bzw. Erdwege und steigen im Wald bergan. Blechtafeln zur grün markierten „Wi2 Keltensteig Runde“ begleiten uns. Ebenfalls erblicken wir eine grün-gelbe Markierung. Das erwähne ich nicht weil es bei der Orientierung hilft, nein. Diese Markierung habe ich im Zuge von Tagestouren in Wiener Neustadt, im Rosaliengebirge, bei Bad Fischau, Winzendorf und bei Würflach gesichtet. Diese Markierung folgt augenscheinlich einer bestimmten Route, doch habe ich bislang noch nicht die Bedeutung dieser Markierung herausfinden können. Aber ganz nach dem Selfman: Das ist eine andere Geschichte.

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Jasmin dokumentiert diese Wandertour vorzüglich. An jeder Wegkreuzung wird geknipst und eine Sprach-Tonaufnahme aufgezeichnet. Dass sie ihre Wanderungen gut beschreibt, beweist sie in ihrem aktuellen E-Book zu 35 Wandertouren in Ostösterreich.

Schließe deine Augen. Also, nicht jetzt sofort, sondern lese zuvor noch die nächsten Sätze. Stelle dir eine mystische Landschaft vor. Was macht eine mystische Landschaft deiner Meinung nach aus? Jetzt schließe die Augen.
Und? Was kommt darin vor? Wald? Nebel? Besondere Blickwinkel? Etwas, das heraussticht?

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All dies haben wir am Aufstieg zum Kienberggipfel erleben dürfen. Der durch den Wald ziehende Nebel, welcher wie ein grauer Schleier uns von der Ferne trennt. Das gelbe Blatt, welches wie ein revolutionärer Farbklecks das Schwarz-Weiß-Sehen unterbricht. Oder die roten Punkte in der Landschaft, welche irgendwie Fehl am Platz wirken, aber genau deswegen hier sind. Dinge wie diese sieht man immer, überall. Man muss sich nur darauf einlassen.

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Es geht annähernd stetig der roten Markierung folgend bergauf, nur kurz unterbrochen von einer Senke. Und was die mystische Stimmung im Wald noch mit uns macht? Sie lässt uns den Auslöser drücken.

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Nicht einmal fünf Minuten vor dem Gipfel kommt uns eine Gruppe junger Menschen entgegen und fragt uns, wo denn hier der Gipfel sei. Der Nebel sei zu stark, sie wussten nicht wo sie hinsteigen mussten und machten sich Zeitmangel geschuldet wieder auf den Weg ins Tal. Der Gipfel muss also ziemlich vernebelt sein. Doch je höher wir nach dem kurzen Gespräch steigen, teilweise wird’s schon mal ziemlich steil, desto mehr sehen wir. Plötzlich ist das Grün der Föhrennadeln erkennbar, Markierungen erblickt man mehrere hintereinander. Moment, ist das hier nicht sowas wie Himmel?

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Ja! Wir erreichen den Gipfel des Kienbergs auf 650 Metern und können unseren Augen kaum trauen. Innerhalb weniger Minuten wurde aus einem scheinbar vernebelten Gipfel ein kleines Aussichtsparadies.

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Ein weißes Meer breitet sich vor uns aus. Unsere Blicke schweifen von der Buckligen Welt über den Sonnwendstein zum Schneeberg und zur Hohen Wand. Welch unglaubliches Glück wir haben. Hier schließt sich der Kreis zur Zugunterbrechung. Wäre ich eine halbe Stunde früher angekommen, wären wir eine halbe Stunde früher am Gipfel gewesen und hätten wahrscheinlich ohne Aussicht und kommentarlos wieder das Weite gesucht. Ein Hoch auf den Konjunktiv!

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Aber wie geht’s vom Gipfel wieder runter?

Das erfährst du nicht von mir, sondern von Jasmin auf wandernundmehr.at! Also, schnür die Wanderschuhe und folge uns über steinige Pfade abwärts. Hier geht’s weiter!

Und ihr Video der gesamten Wandertour kannst du dir auch gleich reinziehen:

Kurzinfos

Länge: 5,8km
Höhenmeter im Aufstieg: 290Hm
Dauer: etwas mehr als zwei Stunden
Anreise: Mit dem Auto über B26 nach Urschendorf, abbiegen nach Dörfles, Pony-Team ist beschildert, Julius Mayer-Weg in 2732 Willendorf und an dessen Ende fahren.
Öffis: Mit dem Zug von Wiener Neustadt Richtung Puchberg/Schneeberg zur Haltestelle Urschendorf, danach westwärts zu Fuß durch Dörfles nach Strelzhof und auf der Straße hinauf zum Pony-Team (ca. 25 Minuten zu Fuß vom Bahnhof entfernt).
Wanderkarten: BEV ÖK50 5201, freytag & berndt WK 012
Einkehr: Schutzhütte Pony-Team, Ruhetage: Montag & Dienstag, Mittwoch – Freitag ab 11:00 Uhr, Wochenende ab 9:00 Uhr. Getränke, kleine Speisen, Imbisse, eventuell Mittagsmenü. Von der Gaststube blickt man in die Reithalle.

Diashow der Tour


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Ein Kommentar

  1. Lieber Martin!
    Ah wie schön, eine Wandertour, die direkt von meiner zukünftigen Haustür starten kann. Werde ich sicher baldigst ausprobieren. Wobei in Anbetracht der bergauf-Prophezeihungen vielleicht noch vorher etwas trainieren :-) Sieht aber toll aus – sogar und fast vielleicht wegen dem Nebel.
    Liebe Grüße, Claudia

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