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> zur Etappe davor

Nach dem Aufwachen in der Pfälzer Hütte trällert Dinah Washington in meinem Kopf fröhlich herum: „What a difference a day makes, 24 little hours.“ Später schaltet sich auch U2 hinzu.
Der Rätikon ist kaum wiederzuerkennen, doch diese Tatsache musste ich schon mitten in der Nacht festellen, als der Mond wolkenlos am Himmel thronte. Naja, eigentlich würde jeder normale Mensch nun fröhlich und voller Freude am Zentralalpenweg 02 nach Feldkirch spazieren, das Wetter nach den vergangenen Schlechtwettertagen genießen und sich über alles und sowieso freuen. Ich fahre jedoch nach Hause und sage dem Zentralalpenweg leise Servus…arbeitstechnische Verpflichtungen rufen mich in die Heimat nach Wiener Neustadt. Mir steht also noch eine längere Heimfahrt bevor.

What a difference a day makes?

What a difference a day makes?

Nach dem Frühstück in der Pfälzer Hütte entschließe ich mich für den sofortigen Abstieg zum Nenzinger Himmel. Ich könnte gut und gerne noch einen der umliegenden Gipfel besteigen, dies habe ich aber schon einmal gemacht, daher beschließe ich, den restlichen Wandertag im rauschenden Gamperdonatal zu verbringen.

Die prächtige Pfälzer Hütte mit dem Gorvion (teilweise auch Gorfion) am rechten Bildrand.

Die prächtige Pfälzer Hütte mit dem Gorvion (teilweise auch Gorfion genannt) am rechten Bildrand.

Schön, wenn man in die Weite blicken kann.

Schön, wenn man in die Weite blicken kann.

Bin ich froh, dass ich heute zurückfahren muss. Bei dem Traumwetter wandern würde auch keinen Spaß machen.

Bin ich froh, dass ich heute zurückfahren muss. Bei dem Traumwetter wandern würde auch keinen Spaß machen.

Das einzige Hindernis am Abstieg zum Nenzinger Himmel ist der schlammige, ausgetretene Almweg. Schnell wächst die Schlammpackung unter meinen Sohlen, sind Plateauschuhe eigentlich wieder in?

Schlammschlacht im Abstieg.

Schlammschlacht im Abstieg.

Besonders fies ist jedoch nicht die Tatsache, dass ich einige Meter in Summe den Hang hinabrutsche, sondern dass Kuhfladen vom Schlammboden nur mehr dadurch unterschieden werden können, ob sich Fliegen am Boden befinden oder nicht. Dafür hat ein Vorwanderer, an einer doch gut einsehbaren Stelle, mitten ins Braune getroffen.

Beim Skisprung würde man dafür die Note 20 vergeben.

Beim Skisprung würde man dafür die Note 20 vergeben.

Schöner Blick auf den Himmel über den Nenzinger Himmel.

Schöner Blick auf den Himmel über den Nenzinger Himmel.

Der Abstieg zum Nenzinger Himmel ist mir schon bekannt. Das Wandern ist nun zur Lust geworden, immer wieder sorgen kleine Wasserfälle für eine willkommene Abkühlung, ich genieße schlicht und einfach.

Blick zurück auf den Stüberfall in der Mitte, dem Liechtensteiner Höhenweg dahinter und dem Gorvion zur Rechten.

Blick zurück auf den Stüberfall, dem Liechtensteiner Höhenweg dahinter und dem Gorvion zur Rechten.

Nenzinger Himmel wie er leibt und lebt.

Nenzinger Himmel wie er leibt und lebt.

Im Nenzinger Himmel stünde der Wanderbus nach Nenzing am Alpenhotel Gamperdona parat, ich will jedoch das schöne Wetter mit jeder einzelnen Faser meines Körpers auskosten und gehe zu Fuß durch das Gamperdonatal nach Nenzing.

Erfrischung tut gut.

Erfrischung tut gut.

Das Gamperdonatal und der Fluss Meng präsentieren sich heute von ihrer besten Seite. Es ist ein Vergnügen in diesem Tal zu wandern, auch wenn der Asphaltanteil unter den Füßen sehr hoch ist. Da die Straße durch das Tal aber nicht offiziell für jedermensch befahrbar ist, hält sich der Verkehr in Grenzen. Man würde ihn auch kaum hören, so laut rauscht das Wasser gen Tal.

Das liebliche Gamperdonatal...

Das liebliche Gamperdonatal…

...lädt auch mal zur Rast ein.

…lädt auch mal zur Rast ein.

Ein paar Tage später vernehme ich in den Nachrichten, dass die Straße durch das Gamperdonatal von einem Murenabgang verlegt wurde. Doch im Gamperdonatal haben sich in den vergangen Jahrhunderten viel tragischere Situationen ereignet. Am 23. Juni 1723 ertrank der Hirtenbub Johann Martin Scherer in der Meng, fast 300 Jahre nach seinem Tod erinnert ein Marterl im Gamperdonatal daran. Wir wechseln in das 19. Jahrhundert, als am 21. September 1863 der 36 Jahre alte Senn Markus Küng durch Daniel Gut ermordet wurde. Anschließend steckte er Küngs Alphütte in Brand und stürzte sich selbst in die Flammen.
Blöd erwischt hat es auch Gottfried Häfele, der am 28. September 1935 bei der Heimfahrt von den Ferien im Gamperdonatal verunglückt ist. Wie, das weiß leider niemand. Und da wäre dann noch Kristof Latzer, den kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember 1935, das Zeitliche bei der Holzarbeit im Gamperdonatal gesegnet hat. Zu allen Vorfällen sind Erinnungstafeln im Gamperdonatal verstreut.

Man muss ja auch irgendwie wissen, ob der Stempel auch stempelt.

Man muss ja auch irgendwie wissen, ob der Stempel auch stempelt. An der Wallfahrtskirche Kühbruck.

An der kleinen Wallfahrtskirche Kühbruck lege ich eine längere Rast ein. Von hier weg begleitet mich auch der Themenweg „Bibelweg“ hinab nach Nenzing.

Nach vier Tagen sehe ich Licht am Ende des Tunnels.

Nach vier Tagen sehe ich Licht am Ende des Tunnels.

Nenzing ist erreicht - die Rückreise naht.

Nenzing ist erreicht – die Rückreise naht.

Tja, und das soll’s auch schon gewesen sein. Die Heimreise erfolgt mit der ÖBB, am Abend hat ich die Heimat wieder. Ich blicke zurück auf spannende Bergtouren, interessante Hütten und eine schöne Landschaft. Das schlechte Wetter blende ich einfach mal aus. Ich komme wieder bei Schönwetter und starte bei der Totalphütte – die Etappe am Liechtensteiner Weg will ich nochmals bei Aussicht genießen. Soll ja eigentlich schön sein, oder so.

> Der Tag davor: Totalphütte – Schesaplana – Pfälzer Hütte

Etappeninfos

Unterwegs gewesen am Freitag, 31.07.2015
Einkehrmöglichkeiten
: Alpengasthof Gamperdona, in Nenzing Gasthöfe und Bäcker
Entfernung: 21 Kilometer
Höhenmeter auf/ab: +230/ -1.830m
Zeitangaben real mit Pausen: Pfälzer Hütte – Nenzinger Himmel (1h20min) – Wallfahrtskirche Kühbruck (2h) – Nenzing (1h40min)
Markierung: nach Nenzinger Himmel rote Markierungen, danach gelbe nach Nenzing bzw. einfach dem Straßenverlauf folgen
Wanderkarten: ÖK 50 1229 & 1230, fb WK 374
Wegcharakter: einfache Wanderung

Download file: Zentralalpenweg02-PfaelzerHuette-Nenzing.gpx
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