8,9 km | 910 Höhenmeter | 3-4 Stunden | leicht

Man muss einfach dort gewesen sein. Worte können das Ambiente rund um den Seebachsee im Obersulzbachtal kaum beschreiben. Hier bedarf es eines Lokalaugenscheins mit Chef-Beteiligung. Hans-Peter Gassner, der Mann für die Kulinarik im Umweltzeichen-Partnerhotel Gassner, tauscht Kochlöffel gegen Wanderstock und führt eine kleine, aber feine Wandertruppe auf den genannten See im Nationalpark Hohe Tauern. Ich habe versucht nicht die kitschigsten Fotos für den Beitrag zu verwenden. War schwierig, ist mir nicht gelungen. Für diesen bildlastigen Bericht gilt: Bilder sagen mehr als tausend Worte. Und ein Video mit musikalischer Untermalung gibt’s auch noch. Jaja, bin schon ruhig.

Tourdaten: Seebachsee im Nationalpark Hohe Tauern

Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz Hopffeldboden (letzte Parkmöglichkeit im Obersulzbachtal); Hinfahrt mit dem Wanderbus vom Hotel Gassner in Neukirchen am Großvenediger.
Länge: 8,9 Kilometer
Höhenmeter: 910 m im Auf- und Abstieg
Dauer: 3-4 Stunden
Schwierigkeit: Technisch einfache Wege, keine besonderen Schwierigkeiten.
Markierung: Wegweiser und Wegmarkierungen vorhanden.
Literatur: Keine bekannt.
Karten: fb WK 121 / BEV ÖK50 3225

EinkehrmöglichkeitenAlmgasthof Berndlalm
Weitere Infos: Im Nationalpark Hohe Tauern gilt allgemeines Wegegebot, offenes Feuer und Campieren ist nicht erlaubt. Mehr auf hohetauern.at! Spezielle Führungen im Nationalpark werden von Nationalpark Rangern durchgeführt.

Öffentliche Anreise: Mit dem Wanderbus (Auskunft Tourismusinformation Neukirchen) zum Parkplatz Hopffeldboden. Nächste Bahnstation der Pinzgauer Lokalbahn: Station Sulzbachtäler.

Download file: 160929 Salzburg-Pinzgau-Seebachsee.gpx

Unterwegs zu einem kleinen Paradies im Nationalpark Hohe Tauern

Eine kühle Brise durchzieht das Obersulzbachtal. Fühlt sich nach Wildnis an, ist es auch ein wenig. Direkt nach dem Parkplatz Hopffeldboden befindet sich die Außengrenze des Nationalparks Hohe Tauern, dem größten Nationalpark der Alpen. Hans-Peter kennt sich hier aus wie in der hauseigenen Küche, besitzt seine Familie doch in diesem Tal eine eigene Jagdhütte.

Der Wanderweg zum Seebachsee ist nicht nur ein Weg zum Hirn ausschalten, obwohl das ja durchaus Vorteile hat, sondern ist auch als Themenweg ausgeführt. Noch relativ neu sind die Informationstafeln vom Nationalpark ausgeführt, der Themenweg startet direkt an der Schotterstraße im Tal. Ab hier auf ca. 1.300 Höhenmetern beginnt auch der markierte Wanderweg zur Seebachalm. Die Themenwegtafeln informieren über die landschaftlichen Besonderheiten der Region, wie z.B. über den Großen Geiger, welcher meist den gesamten Aufstieg durch mit seinen 3.360 Metern in der Ferne gut sichtbar ist.

Spätestens als sich die Sonne über dem Gebirgskamm zwischen Ober- und Untersulzbachtal erstmalig zeigt, bewähren sich die kurzen Wanderhosen. Ein lang anhaltendes Hoch beschert dem Oberpinzgau einen goldenen Wanderseptember. Hier glänzt also alles Gold, während zwei Täler ostwärts im Habachtal am Smaragdweg alles grün glänzt.

In die Kernzone des Nationalparks

Grün glänzen jedoch im Sommer die saftigen Wiesen der Seebachalm. An die 700 Schafe verbringen hier mit den Seebach-Hirten den Sommer, bei unserer Ankunft Ende September befinden sich die Schafe jedoch schon wieder zur „Schafeschoad“ im Tal. Auch diese Bewirtschaftung ist Teil des Nationalparks Hohe Tauern. Am Weg zur Seebachalm betreten wir außerdem die Kernzone des Nationalparks. Von der Seebachalm ist die Anhöhe oberhalb des Seebachsees auf 2.083 Metern nur mehr einen gemütlichen Schäfchensprung entfernt.

Der mindestens 14 Meter tiefe Karsee ist einer von 551 Bergseen im Schutzgebiet der Hohen Tauern. Wie bei allen anderen Bergseen gilt hier besondere Vorsicht walten zu lassen. Bergseen sind sensible ökologische Lebensräume und reagieren aufgrund ihrer exponierten Lage anfälliger auf Störfaktoren wie niedriger gelegene Gewässer.

Apropos: Direkt am Ufer entdecke ich eine Feuerstelle mit unverbrannten Zigaretten-Stummeln. Leute, muss das sein? Nein, echt nicht! Da werd‘ ich zum Öko-Hulk.

Wie ich es bei der Tour zum Müllachgaier am Tag davor schon erwähnt habe, ist die Mitnahme einer Wanderjause im Wanderhotel Gassner fast schon verpflichtend. Ich hab mich heut für ein belegtes Brot mit geruchsintensivem Bergkäse entschieden, in eine Serviette gepackt und im Rucksack verstaut. Den Geruch schleppe ich eine Woche später noch in Wien herum, auch während ich diese Zeilen schreibe.

Wenn i an See seh, brauch i ka Meer mehr

Der Besuch des Seebachsees gestaltet sich somit zu einem Erlebnis für alle Sinne. Vor allem die Augen haben mit dem Stillgewässer ihre helle Freude. Man könnte sich hier ewig aufhalten, bestimmte Überlebensfaktoren sprechen aber etwas Gegenteiliges. So reißen wir wieder unsere imaginären Zelte nieder und machen uns auf den Rückweg, die ersten Meter auf schon bekannter Strecke. Bloß überqueren wir diesmal den Seebach nicht, sondern wandern einen alten markierten Jägersteig weiter. Dieser führt anfänglich noch dem rauschenden Seebach entlang, ehe wir uns etwas südwärts orientieren und bergab durch dichten Wald – die Kernzone verlassend – absteigen.

Das steilste Stück haben wir überwunden und nähern uns dem breiten Trogtal mit Blick auf den Großen Geiger. Wer als Ziel den Großvenediger am Radar hat, dessen Erstbesteigung sich heuer übrigens zum 175. Mal jährte, wandert wohl meist durch das Obersulzbachtal zur Kürsinger Hütte auf ca. 2.550 Metern. Wenn sie denn hoffentlich nach der überraschenden Kündigung durch die Sektion Salzburg weitergeführt wird. Und: Das Obersulzbachtal ist außerdem ein Teilabschnitt des Arnoweges, einem teils hochalpinen Rundwanderweg in Salzburg.

Nach kurzer Rast an der Munau, einem sehr vielfältigen Lebensraum zwischen alten Bergmähdern und Feuchtwiesen, überqueren wir den Obersulzbach. So sexy sehen wir in unseren Wanderklamotten auch nicht wirklich aus, dennoch pfeifen uns die Murmeltiere hinterher. So nette Tiere, kaum zu glauben dass da jemand Salbe daraus machen würde.
Vorbei an der unbewirtschafteten Poschalm erreichen wir auf einer Schotterstraße den Almgasthof Berndlalm. Aufgrund ausgeprägter und fortschreitender Unterhopfung einiger Wandersmenschen, inklusive mir, platzieren wir unsere Hintern auf der Sonnenterrasse und teilen diesen Flecken Erde mit ein paar Haushühnern.

Eine halbstündige Wanderung auf der Forststraße trennt uns noch von unserem Wanderbus, davor gibt es aber noch erstaunliche Naturdenkmäler wie Gamseck- und Seebachfall in der Ferne zu besichtigen. Und etwas weiter in der Ferne blicken wir schon wieder auf das Salzachtal und die Grasberge. Von dort kamen wir her, dort gehen wir wieder hin. Still und ohne Wellen zu schlagen. So wie der Seebachsee.


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2 Kommentare

    • Offiziell weiß ich keine genauen Gründe, selbst für die Einheimischen kam das alles sehr überraschend. Bin gespannt was da noch herauskommt, ob die Kündigungsanfechtung etwas bewirkt. Finde es nur bedenklich, dass es zwischen Sektionen und Pächtern oft ein ziemliches Spannungsverhältnis gibt. Frag mich da immer: Reden die nicht miteinander? Oder nicht g’scheit? Naja, wird jedenfalls spannend diesen Fall zu verfolgen.

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