Wenn der Alpenverein Österreich im April eine Pressekonferenz organisiert, betrifft es mit ziemlicher Sicherheit die Gletscherwelt. Und ja, jährlich grüßt das Murmeltier. Auch dieses Jahr musste ein Rückgang der Gletscher im Gletscherbericht verlautbart werden.

Obwohl der Winter 2019 verhältnismäßig schneereich war, mussten die Eismassen im Beobachtungszeitraum 2019/20 durchschnittlich 15 Meter einbüßen. Das Gletschermessteam hat im Sommer des Vorjahres 92 Gletscher vermessen und bei 85 einen erheblichen Rückgang festgestellt, die restlichen sieben sind mit einer Längenänderung von weniger als einem Meter stationär geblieben. An vorderster und unrühmlicher Stelle befindet sich diesmal das Hornkees in den Zillertaler Alpen mit einem Längenverlust von 104 Metern in einem Jahr. Die Pasterze am Großglockner rangiert auf Platz 3 mit einem Verlust von 52,5 Metern.

Pasterze mit Johannisberg in den Jahren 2010 und 2020. © ÖAV Gletschermessdienst / Archiv G.K. Lieb

Der Gletscherrückgang ist eine Folge steigender Temperaturen. Gletscher sind stille Mahnmale der klimatischen Veränderungen, in einigen Jahrzehnten werden sie nicht mehr das sein, was sie heute sind. Der Alpenverein Österreich setzt sich nun für verstärkten Gletscherschutz ein. Ingrid Hayek, Vizepräsidentin des ÖAV, hierzu: „Es braucht einen Gletscherschutz ohne Wenn und Aber. Einen Schutz, der auch die aktuellen Veränderungen im Hochgebirge berücksichtigt. Nicht nur die Gletscher selbst, auch die von der Abschmelzung betroffenen Flächen geraten zunehmend in Bedrängnis.“

© ÖAV Gletschermessdienst

Diagramm

Die vorherige Abbildung zeigt die Temperaturabweichung der drei Gebirgswetterstationen Sonnblick, Zugspitze und Säntis gegenüber dem Mittelwert der Jahre 1981 bis 2010. Hier ist vor allem in den Wintermonaten klar zu sehen, dass die Temperaturen im Vermessungszeitraum um bis zu 4°C zu warm gegenüber dem Mittelwert waren, im Schnitt 2,1°C zu warm. Auch in den Sommermonaten ist es wärmer als im Mittel, wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Da aber in den Wintermonaten zu wenig Niederschlag liegen bleibt, schrumpfen auf Dauer die Gletscher unaufhaltsam weiter.

Dieser Gletscherbericht erschien erstmalig im Magazin weitweg 2/2021 der ÖAV Sektion Weitwanderer.


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Ein Kommentar

  1. Ich habe zwar keine Erfahrung mit den Verhältnissen auf einem Gletscher, konnte aber bereits vor vielen Jahren feststellen, dass ein ortsnahes Schigebiet vorerst nicht mehr bis ins Tal befahrbar war, danach auch bei der Bergstation nicht mehr ausreichend Schnee lag. Somit hat ein langjähriges Schi- und Erholungsgebiet für die Wintersaison ausgedient. Und viele Erwachsene, die dort das Schifahren erlernt haben, können diesen Komfort ihren Kindern nicht mehr bieten, es muss in andere Regionen ausgewichen werden, wo es mehr Stau gibt, bei Anfahrt und auf der Piste. Auch die Verbundenheit mit der engsten Heimat geht etwas verloren. Genau geht es hier um die beiden Schilifte in Bad Goisern, die zuerst auf der „Sunnseitn“ später auch der auf der „Schattseitn“ zugesperrt haben, ja mussten.

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