Eine Tages-Bergtour in Vorarlberg ist nichts Alltägliches, vor allem wenn man, so wie ich, aus Wiener Neustadt anreist. Da fragen Einheimische lieber zwei Mal nach und wundern sich schmunzelnd über den Verrückten aus dem Osten, der nur für einen Berg nach Vorarlberg kommt.

Die kompakten Informationen und Übersichtskarte zu dieser Tour findest du am Ende des Berichtes.

Anfang September war es wieder so weit. Während im Osten Österreichs die Regenwolken wie angewurzelt über der Landschaft hängen, sagt die Wettervorhersage für Vorarlberg ein bisschen Sonne voraus. Ein bisschen reicht, setz‘ mich in den Nachtzug nach Dornbirn und nutze am frühen Morgen das ausgezeichnete öffentliche Busnetz, um durch die Rappenlochschlucht den kleinen Ort Ebnit zu erreichen. Von hier starte ich die Wanderung, es soll zwischen Emser Hütte und Hohen Freschen auch eine Variante des Nordalpenweges führen, eine passende Markierung hierfür habe ich nicht erblickt, selbst wenn die lokale Wegmarkierung rot ausgeführt ist. Über die Emser Hütte erreiche ich auf schönen Waldsteigen und sanften Wiesenhängen die Hohe Kugel (1.645m), einen beliebten Skitouren- und Aussichtsberg. Die Aussicht ist mager, die Wolken hängen tief, nur ganz selten erblicke ich den Bodensee im Norden und das Rheintal im Nordwesten.

Blick zur Hohen Kugel
Blick zur Hohen Kugel

Nach der Hohen Kugel folgt eine abwechslungsreiche Kamm- und Gratwanderung bis zum Beginn am Valüragrat. Hinweisschilder warnen schon Stunden vorher über die Gefahr am Valüragrat. Warum der Grat das Wort „Verlierer“ auf vorarlbergerisch vorgesetzt hat, kann ich nach Begehung des Grates nachvollziehen. Wohl nicht jeder und jede ist dem luftigen und exponierten Grat gewachsen. Die Hände werden oft benötigt, aber klettertechnisch muss man nicht in die Trickkiste greifen. Zeitig zu Beginn der Felsentour ziehen Wolken vom Tal aufwärts, interessiert verfolge ich das thermische Schauspiel und finde mich bald in einem weißen Wolkenfeld wieder. Bis zum Gipfel soll mir nahezu keine Aussicht vergönnt sein. Bedrohlich wirkt das Schauspiel aus nassem, dunklen Fels und weiß-grauen Wolken. Die blaue Markierung auf Felsen ist ausreichend vorhanden und bringt mich ohne Orientierungsverluste nach oben. Kurz vor dem Gipfel gilt es noch einen „Mini-Hillary-Step“ zu überwinden, ein Stahlseil hilft bei der Aufgabe.

Mitten im Valüragrat.
Mitten im Valüragrat

Die Aussicht am Gipfel ist wunderschön, so wenig habe ich selten auf einem Gipfel sehen können. Selbst das Gipfelkreuz verschwindet schon aus dem Blickfeld nach wenigen Gehmetern. Es geht nun wieder abwärts, diesmal am Hauptweg des Nordalpenweges (Markierung ist vorhanden) bis zum Freschenhaus, an welchem nun starker Wind und Regen einsetzt. Die Sonne hat sich heute erfolgreich vor mir versteckt. Auf Forststraßen und Waldwegen erreiche ich über die Gapfohlalpe den Wintersportort Innerlaterns, begleitet von den einen oder anderen Sonnenstrahlen. Nach Rankweil bringt mich ein Landbus mit neugierigen MitfahrerInnen, die sich sichtlich bezüglich der Dialektaussprache bemühen, damit der Mann aus dem Osten auch mitreden kann. Nach Mitternacht erreiche ich wieder meine Heimatstadt und kann auf einen anspruchsvollen und abwechslungsreichen Bergtag zurückblicken. Die Tages-Tour hat sich wieder einmal gelohnt.

Weitere Informationen

Länge: 20,8km
Höhenmeter im Aufstieg: 1.880m
Charakter: anspruchsvolle Bergwanderung! Von Ebnit zum Valüragrat eher gemütliche Kammwanderung, teilweise jedoch schon etwas luftig. Am Valüragrat gute Markierungen, bei Nässe sehr rutschig, anspruchsvolles Bergwandern!
Anreise: mit dem Railjet nach Feldkirch, weiter mit S-Bahn nach Dornbirn, mit einem Landbus nach Ebnit
Rückreise: von Innerlaterns mit dem Landbus nach Rankweil, mit der S-Bahn nach Feldkirch, weiter mit dem Railjet
Wanderkarten: f&b WK 364 Bregenzerwald, ÖK50 1224 Hohenems

Karten und Literatur bei freytag & berndt, Wallnerstraße 3, 1010 Wien erhältlich, outdoor@freytagberndt.at, +43(0)1 533 86 85-15, www.freytagberndt.at

Sollten Fragen, Anmerkungen, Hinweise oder Ergänzungen auf der Zunge brennen, bitte entweder ein Kommentar am Beitragende hinterlassen oder eine E-Mail an martin@gehlebt.at senden.

Grober Wegverlauf

Ebnit – Emser Hütte – Hohe Kugel – Treietpass – Vorderhörnle – Dümelesattel – Valüragrat – Hoher Freschen – Freschenhaus – Gapfohlalpe – Innerlaterns

Vernetzung mit Weitwanderwegen

  • Nordalpenweg 01 Variante von Emser Hütte auf den Hohen Freschen
  • Nordalpenweg 01 vom Hohen Freschen zum Freschenhaus
  • Min Weag von Ebnit zum Treietpass
  • Großer Walserweg kurz bei Ebnit
  • Jakobsweg Österreich am Bahnhof Rankweil

Karte und GPS

Download file: Hoher Freschen über Valüragrat.gpx

Impressionen

Eindeutige Hinweise vor der Emser Hütte.
Eindeutige Hinweise vor der Emser Hütte.
Wasserquelle
Wasserquelle
Aufstieg Hohe Kugel
Aufstieg Hohe Kugel
Blick zur Hohen Kugel
Blick zur Hohen Kugel
Gipfelkreuz Hohe Kugel
Gipfelkreuz Hohe Kugel
...wie aus dem Lehrbuch!
…wie aus dem Lehrbuch!
Bregenzerwald Weidenlandschaft
Bregenzerwald Weidenlandschaft
feine Gratwanderung
feine Gratwanderung
Blick zum Hohen Freschen und Valüragrat.
Blick zum Hohen Freschen und Valüragrat.
Am Beginn des Valüragrats, es zieht zu.
Am Beginn des Valüragrats, es zieht zu.
Stein und Wolken
Stein und Wolken
Spannende Stimmung am Valüragrat
Spannende Stimmung am Valüragrat
Mitten im Valüragrat.
Mitten im Valüragrat.
Weißes Meer im gesamten Grat.
Weißes Meer im gesamten Grat.
Gipfel Hoher Freschen und letzte Steilstufe.
Gipfel Hoher Freschen und letzte Steilstufe.
Gipfelkreuz Hoher Freschen
Gipfelkreuz Hoher Freschen
Freschenhaus
Freschenhaus
Regen und Wind am Freschenhaus
Regen und Wind am Freschenhaus
Blick zurück von der Gapfohlalpe.
Blick zurück von der Gapfohlalpe.
Durch die Bahnhofunterführung in Rankweil führt der Jakobsweg Österreich.
Durch die Bahnhofunterführung in Rankweil führt der Jakobsweg Österreich.

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